á la Jeff Koons oder wie Loriot – echt Geschmackssache
Jeff Koons muss man nicht mögen. Man muss auch seine Kunst nicht mögen. Seine Pudelplastik erinnert manchen an ein Accessoire aus einem Kindergeburtstag in einem besseren Wohnviertel. Es wäre ein teurer Geburtstag, die Skulptur erzielte einen Rekordpreis für einen lebenden Künstler. Kürzlich erweiterte er die Handtaschenkollektion von Louis Vuitton indem er diese mit Reproduktionen alter Meisterwerke versah und es so zahlungskräftigen Kundinnen ermöglicht, gemeinsam mit Mona Lisa zu flanieren. Alles Geschmackssache. Koons polarisiert: Kunstkritiker schmähen ihn als Scharlatan, seine Jünger erkennen in ihm ein Genie und kaufen. Ob Kitsch, Ironie oder die künstlerische Dokumentation seiner Exzesse mit einem italienischen Filmsternchen – alles wird erschaffen, präsentiert und teuer verkauft. Dieser Typ ist eine Granate, der mit stets viel zu guter Laune, extrovertiert und parkettsicher allen seine fantastisch-furchtbare Welt eröffnet und dabei dem Klischee vom introvertierten Künstler so gar nicht entsprechen mag.
Jeff Koons kommuniziert, was er auch tatsächlich lebt. Er ist echt und das macht gutes Marketing aus. Wenn Sie so auch sind oder es von heute an beschließen, so zu sein – auf geht´s! Ich würde mich über einen „neuen“ Jeff Koons sehr freuen, leider haben nur wenige die benötigte Überzeugungskraft und Schamlosigkeit.
Es scheint so, als habe sich die Marketingwelt darauf verständigt, dass im Zeitalter von Digitalisierung das reine Verbreiten von Belanglosigkeiten wichtiger sei als deren Originalität. Fastfood für Kopf und Augen wird emsig auf möglichst vielen Kanälen geteilt. Das macht die Inhalte nicht besser. Verbreiten ist ja auch heutzutage leichter, als sich etwas richtig Gutes einfallen zu lassen.
Vielleicht ist ein neuer Jeff Koons ja „leise“ und konzentriert sich auf Qualität anstelle von Likes? Qualität kommt nie aus der Mode. Künstler wie Loriot, Polt, Kraftwerk und Gerhard Richter sind nur scheinbar aus der Zeit gefallen. Mit der Qualität ist es wie mit einer schönen Frau: Sie muss sich auf dem Gruppenfoto nicht in die erste Reihe drängeln und dort posieren – sie wird auch dann wahrgenommen, wenn sie sich gelassen in eine hintere Reihe stellt. Qualität sucht nicht – sie wird gefunden.
Jeff Koons arbeitet derzeit an einer Skulptur einer historischen Dampflokomotive. In Originalgröße. Der nächste Paukenschlag. Die Latte für gute Selbstdarstellung liegt hoch. Wie wäre es also mit mehr Qualität wagen?