Was ist Ihr Ikigai?
Derzeit stehe ich morgens leicht auf. Ich freue mich auf die Sonne, die Frühlingswärme und den ersten Espresso des Tages. Das japanische Wort „Ikigai“ beschreibt, salopp ausgedrückt, etwas zu haben, wofür es sich lohnt, jeden Morgen aufzustehen. Den Beruf natürlich, Gemeinschaft mit dem Partner und den Kindern, das Streben nach Erfolg oder ein soziales Anliegen – Ikigai ist individuell und ändert sich in unterschiedlichen Lebensphasen. Die Frage nach dem „wofür es sich zu Leben lohnt“ ist essentiell, mir ist sie aber auch oft zu groß. Gut gefällt mir eine Kolumne aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ mit dem Titel „Was mein Leben reicher macht“. Hier erzählen Leser von den kleinen Freuden und schönen Alltagserlebnissen, die ihr Leben für sie bereit hält: Ein Spaziergang im Regen, ein zu lautes Lachen im Café, ein gutes Gespräch mit Freunden oder ein Flirt mit der Blumenverkäuferin. Wie schön, wenn man diese „kleinen“ Dinge überhaupt wahrnimmt.
Viele Erfolge verdankt man der eigenen Unzufriedenheit: „No problem, no change“ fasst diesen Gedanken gut zusammen. Und um im permanenten Wandel zu bestehen, seinen Platz zu finden und zu festigen ist diese Denke auch erforderlich. Wichtig finde ich, dass man neben dem permanenten Streben nach Verbesserung auch die eigene Erfolgsbilanz angemessen würdigt. Den Blick auf den Mangel zu haben ist vergleichsweise einfach – sich seiner eigenen Erfolge bewusst zu sein, fällt meist schwerer. Dabei geht es nicht um einen kritiklosen Umgang mit der eigenen Persönlichkeit sondern um eine alternative Perspektive. Anstelle von „was fehlt“ in den Mittelpunkt zu rücken, beschäftigt man sich mit „was habe ich alles“. Diese Position macht nicht selbstgefällig sondern regelmäßig glücklicher. Glück ist eine Entscheidung. Man kann nie glücklich werden – aber immer glücklich sein.
Wenn Sie heute Abend zu Bett gehen, denken Sie vielleicht einmal eine Minute nach, was ihr Leben heute reicher gemacht hat. So steht es sich morgen früh gleich besser auf.