Freundschaftsdienst: „Meistermacher“
Von dem Softwarekonzern SAP gab es kürzlich eine interessante Pressemitteilung zu lesen: Das Unternehmen plane für die kommenden Jahre die Einstellung von mehreren hundert Autisten als Softwaretester und Programmierer. Das Unternehmen suche Leute, die anders denken. Der Konzern habe die Erfahrung gemacht, daß in besonders durchmischten Teams nicht nur die Produktivität steige, sondern auch die Kundenzufriedenheit, so die Begründung.
Die Erkenntnis, daß Andersdenker und –handler wertvoll für Teams sind, ist nicht neu. Neu ist der Mut von SAP, diese Erkenntnis auch umzusetzen. Für Führungskräfte ist es nämlich mühsam und lästig, sich mit Mitarbeitern, die nicht “schnell funktionieren“ auseinander zu setzen. Das Andere wird zumeist als unwillkommene Störung des Bekannten mit seinen gewohnten Routinen angesehen. Meiner Meinung nach sollten Führungskräfte auch daran gemessen werden, wie es Ihnen gelingt, die besonderen Fähigkeiten unangepasster und begabter Individualisten zum Teamwohl zu nutzen. Der Fussball macht es vor: Mit Jupp Heynckes und Jürgen Klopp haben zwei Trainer Ihre Mannschaften ins Champions-League-Finale geführt, denen es – neben vieler weiterer Qualitäten – auch besonders gut gelungen ist, die Individualisten rund um Ribery, Robben und Lewandowski in den Teamerfolg einzubinden. Und das mit einem guten Grund: Denn ohne die besonderen Fähigkeiten ihrer Diven wären sich nämlich die beiden Trainer niemals in Wembley zum Endspiel begegnet. Mittelmaß schafft es selten bis ins Finale.
Ein guter Trainer und eine gute Führungskraft verstehen es, die besonderen Fähigkeiten ihrer unangepassten Einzelkönner zu fördern und diese zu Gunsten ihrer Mannschaft zu nutzen. Führung verlangt Moderation. Das ist mitunter anstrengend und anspruchsvoll, aber das macht letztendlich auch besondere Führungsfähigkeit aus. Führungskräfte sollten es sich hierbei nicht zu einfach machen und gute Leute aussortieren, nur weil diese eben anders ticken. Wenn Individualisten das Gefühl haben, daß sie frei sind, bringen sie sich meist auch gerne freiwillig in das Team ein. Ich war über Pfingsten gemeinsam mit meinem Sohn, einem leidenschaftlichen Barca-Fan, beim vorletzten Heimspiel der Saison des FC Barcelona. Nach dem Spiel wurde an die Mannschaft der Meisterpokal übergeben. Es folgte der obligatorische Konfetti-Regen, eine Lasershow und ein Feuerwerk. Dann holten die Stars um Messi, Xavi, und Pique ihre Kinder aufs Feld, nahmen sich an der Hand und tanzten gemeinsam mit ihrem Trainerteam und Betreuern um ihre Kinder herum. Was für ein Bild, wie wunderbar altmodisch und unspektakulär und was für ein Miteinander hochbegabter Individualisten.