Freundschaftsdienst: „Mit Konfuzius in die Best-Practice-Falle“

freundschaftsdienst01Vor einigen Jahren habe ich an einer chinesischen Partneruniversität unterrichtet und dabei die Chinesen als große Best-Practice-Freunde kennen gelernt: Warum ein eigenes Auto entwerfen, wenn man doch wunderbar mit den Einzelkomponenten eines Audi, eines BMW und eines Mercedes experimentieren kann. Schön war auch ein Erlebnis auf dem Fussballplatz, als unser deutsches Hochschulteam gegen eine chinesische Auswahl gespielt hat: Das Trikot der Chinesen war eine farbenfrohe Kombination der Mannschaft von Real Madrid, dem FC Barcelona sowie der argentinischen und brasilianischen Nationalmannschaft. Vorne auf dem Trikot waren die Labels von Adidas, Puma und Nike angebracht – man kann von dem Guten nie genug haben!

Es erscheint zunächst als eine gute Idee, sich an anerkannten und für „gut“ befundenen Lösungen zu orientieren. Best-Practice gibt Orientierung und Entscheidungssicherheit. Wieso sollte man auch das Rad neu erfinden? Eine weitere überaus beliebte Managementmethode ist Benchmarking. Im Krisenjahr 2008 befragte der Harvard Business Manager 1430 Führungskräfte aus der ganzen Welt nach den von ihnen favorisierten Managementtools: Benchmarking kam auf Platz 1! Beim Benchmarking vergleicht man Elemente und Einzelkompetenzen des eigenen Unternehmens mit einem internen oder externen Referenzrahmen, der für die spezielle Kompetenz als führend eingestuft wird, als „Benchmark“ eben. Dann versucht man in einem zweiten Schritt, der Benchmark näher zu kommen und den Abstand zu verkleinern. Sich zu vergleichen und sich an jeweils Besten zu orientieren ist eine sehr menschliche Eigenschaft. Die Lerneffekte sind offensichtlich, wie bei Best-Practice gibt Benchmarking Orientierung und einen Standard vor, dem es nachzueifern gilt. Klingt also ziemlich gut, was ist der Haken daran? Dass diese Modelle nur bei Routineprozessen Anwendung finden sollten. Manager, die beispielsweise für die Marketing- und Vertriebsstrategie verantwortlich sind, sollten diese beliebten Tools sparsam einsetzen. Genau diese Denke ist nämlich meist dafür verantwortlich, dass viele Unternehmen in der oft tödlichen „Stuck-in-the-Middle-Position“ landen und vor lauter Orientierung an Anderen zum beliebigen Leipziger Allerlei werden. Selber zu Denken und den eigenen, mutigen Weg zu finden ist und bleibt der einzige Weg zur echten Singularität und damit zum garantierten Verkaufserfolg.